Deprivation beim BDSM
In diesem Beitrag stellen wir die eine Form des Sinnesentzugs beim BDSM vor: Deprivation. Die Idee besteht darin, einen oder mehrere Sinne einzuschränken, was die Wahrnehmung von Lustschmerzen deutlich intensiviert.
Sehen: Ein am häufigsten angewandter Sinnesentzug ist die Augenbinde, eine Schlafmaske oder eine Haube, durch welche die Sicht eingeschränkt wird. Der Sub kann seine Augen hierbei nicht mehr zur Orientierung verwenden und muss sich auf andere Sinne (z.B. das Hören) verlassen, um sich zu orientieren. Mit einer Binde oder Watte können Polster für die Augen erzeugt werden, die dann mit Tape am Kopf fixiert werden. Das ist vor allem sinnvoll, wenn der Sub über mehrere Stunden nichts sehen können soll.

Hören: Es gibt zwei Möglichkeiten, die Ohren zu täuschen: Durch das Abschotten oder Überlagern der Geräusche. Das Abschotten funktioniert einfach durch Ohrstöpsel, die durch ihre Passform von alleine im Ohr bleiben. Ein schallisolierter Raum wäre eine Alternative, doch nicht jeder BDSMler hat einen solchen Raum parat. Auch aktiv können die Geräusche unterdrückt werden, zum Beispiel durch Rauschfilter im Ohr. Dieser erzeugen Töne, sodass Umgebungsgeräusche überwiegend ausgeblendet werden. Eine Alternative wäre, Kopfhörer zu tragen, auf denen Musik abgespielt wird. Dabei ist unbedingt auf die Lautstärke zu achten, um keine Gehörschäden zu verursachen. Ein Rauschen kann eingespielt werden (z.B. weißes oder rosa Rauschen). Dieses überlagert eine Vielzahl von Tönen, sodass Umgebungsgeräusche überdeckt werden.
Riechen: Der Geruchssinn kann durch starke Gerüche dominiert werden, sodass nur dieser wahrgenommen wird. Das kann mit verschiedenen Fetischen kombiniert werden. Der Klassiker ist der Sneaker- und Sockenfetisch. Hier wird eine getragene Socke oder ein eingetragener Sneaker vor die Nase des Subs gehalten, sodass dieser den Duft einatmet. Andere Gerüche werden je nach Intensität überlagert. Eine Steigerung ist die Anwendung einer Gasmaske, dessen Atemschläuche den intensiven Duft (z.B. Sneaker-Geruch) zur Nase leiten. Ebenso kann der Gummifetisch genutzt werden, um den Geruchssinn zu reizen. Eine Maske mit Atemschläuchen aus Gummi, bei der die Schläuche direkt in die Nase gesteckt werden, riecht immer nach Gummi. Die Luft nimmt beim Einatmen durch die Schläuche den Geruch an und wird intensiv wahrgenommen.
Fühlen: Auch wenn die Haut ein sehr berührungsempfindliches Organ ist, sobald sich auf der Haut Folie, Latex oder einfach nur Kleidung befindet, wird die Empfindlichkeit reduziert. Werden die Hände gefesselt und fixiert, kann der Sub sich selbst nicht mehr berühren und nichts mehr ertasten. Fesselhandschuhe helfen hier zusätzlich, mit denen das Greifen unmöglich wird. Mit Tape funktioniert es genauso. Man kann die Oberfläche der Haut auch durch Cremes leicht betäuben, um einen zusätzlichen Sinnesentzug zu erzeugen. Durch einen Keuschheitsgürtel kann ein Sub seinen Penis nicht mehr selbst berühren. Auch das ist eine Variante des Sinnesentzugs. Mit einem Latex-Vakuumbett wird ebenso das Fühlen deutlich eingeschränkt.

Schmecken: Der eigene Speichel wird in der Regel als neutraler Geschmack wahrgenommen. Durch einen Knebel im Mund, schmeckt der Sub ein anderes Element (z.B. Gummi). Ein langer Knebel (z.B. Rohrknebel) kann verwendet werden, wenn der Sub eine Flüssigkeit schlucken soll, ohne sie zu schmecken. Das funktioniert, wenn die Flüssigkeit die Zunge nicht berührt. Mit einem Rohrknebel, der lang genug ist, gelangt die Flüssigkeit nicht auf die vorderen Bereiche der Zunge, was das Schmecken unterbindet. Solch ein Geschmacksentzug wird zum Beispiel verwendet, um den Sub Urin trinken zu lassen.

Generell gilt, dass der Sub durch Deprivation von seiner Außenwelt isoliert wird. Das erzeugt stückweise eine Desorientierung, was jeder Sub anders wahrnimmt. Auch das Gefühl der Zeit kann sich durch den Sinnesentzug ändern. Da jeder anders reagiert, muss sich der Master vortasten und schauen, wie weit er mit dem Sinnesentzug gehen kann. Manche Menschen reagieren mit Panik oder Ängsten.
Wird der Sinnesentzug bewusst in einer BDSM-Session eingesetzt, kann diese Folter-Praktik helfen, das BDSM-Erlebnis deutlich zu intensivieren. Denn viele sexuelle Reize werden dann intensiver wahrgenommen, auch die Schmerzwahrnehmung kann sich ändern. Den Sub kann die Deprivation in einen hypnotischen Zustand versetzen.