NoFap: Wer nicht masturbiert, ist glücklicher?

In den USA wurde NoFap schon zu einem Massenphänomen, das nun zunehmend in Deutschland ankommt. NoFap bedeutet einfach gesagt: Nicht wichsen, also quasi ein Masturbationsverbot. Die Abstinenz der Selbstbefriedigung soll helfen, der Sucht nach Pornos zu entgehen. Gleichzeitig soll der Verzicht glücklicher und erfolgreicher machen. Dazu musst du 90 Tage aufs Masturbieren verzichten.

Bist du pornogestresst? Dann sollen die das Verbot helfen können, die Kontrolle über dich zurückzuerlangen. Das Problem: Der Schwanz und der Schwanzgesteuerte. Mehr als 100.000 Youtube-Videos mit Ratgebern und Anleitungen gibt es bereits zum Thema NoFap. Pornokonsum soll zu sozialem Versagen und Abhängigkeit führen, ähnlich wie bei einer Sucht.

6-Mal pro Tag masturbiert?

Der Gründer selbst hatte eigenen Angaben zufolge bis zu sechsmal täglich masturbiert. Seine Lust wurde durch Pornos beflügelt. Er verlernte andere entscheidende Aspekte beim Sex: Zuneigung und Einfühlungsvermögen. Beim realen Sex hatte er Probleme, einen Orgasmus zu bekommen. Und in Pornos sind die Partner einfache Objekte. Die Erwartungen dem Sex gegenüber sind realitätsfern geworden. Seit NoFap onaniert er gar nicht mehr und auch auf Pornos wird seit Jahren komplett verzichtet.

Mehr Respekt dem Partner gegenüber

Durch das Masturbationsverbot schätzt er Sex mit Partnern umso mehr. Es macht dich zu einem besseren Partner, wenn du aufs Wichsen verzichtest, so der Gründer. Psychologen sind eher der Ansicht, es geht vielmehr um die Balance. Totaler Verzicht ist nicht die beste Variante. Zu empfehlen ist eine ausgewogene Mischung aus Selbstbefriedigung und Sex.

Nur weil du nicht masturbierst, macht dich das nicht schlauer und nicht kompetenter. Weshalb die Abstinenz zu mehr Erfolg führen soll, ist fragwürdig. Vielleicht weil du mehr Zeit hast, dich mit sinnvollen Dingen zu beschäftigen. Aber selbst wer erfolgreich ist, lässt sich zu einem Handjob verleiten, ohne gleich seinen Erfolg aufs Spiel zu setzen.

Keuschheit als Charakterstärke

Die Abstinenz zum Masturbieren ist bei vielen BDSMlern schon seit Jahren bekannt. Unterwürfigen wird hier die Selbstbefriedigung verboten, allerdings als Teil des Dominanzspiels. Dazu trägt der unterwürfige Partner als Zeichen der Anerkennung für den Master einen Keuschheitsgürtel, mit welchem das Masturbieren nicht mehr möglich ist, selbst wenn das Verlangen besteht.

Keuschheitsgürtel

Es gibt also durchaus eine Verbindung zur NoFap-Community, auch wenn sich NoFap durch freiwillige Verweigerung definiert, ohne Hilfsmittel wie beim Keuschheits-Spiel des BDSM. Doch denkbar wäre auch hier, einen Keuschheitsgürtel anzulegen. Dieser vereinfacht es den Anhängern, ihr 90-Tage-Masturbationsverbot durchzuhalten. Die Ziele aller überlappen sich: Mehr Kontrolle über den eigenen Körper, den Partner besser befriedigen können oder auch die Konzentration auf wesentliche zwischenmenschliche Komponenten.

Wie auch bei der Keuschhaltung gilt, sich langsam an das Gefühl zu gewöhnen. Plötzlich mit dem Wichsen aufzuhören ist, als hörst du plötzlich mit dem Rauchen auf. Nur wer einen wirklich sehr starken Charakter hat, kann diesen Umstieg verkraften. Langsames Gewöhnen an weniger Samenergüsse ist empfehlenswert, so wird es auch in der Keuschheits-Community aus dem BDSM-Bereich empfohlen.

Kritik

Menschen wollen das Gefühl der Kontrolle haben. Gerade in einer Welt, in welcher man vielen sexuellen Reizen, sei es in der Werbung oder auch durch Mitmenschen ausgesetzt ist, möchten die NoFap-Bekenner sich selbst besser kontrollieren. Ob ein selbst gesetztes Verbot wirklich hilft, musst du für dich selbst entscheiden.

Anhänger des NoFap-Trends sind der Meinung, der Verzicht auf die Selbstbefriedigung sorgt für einen Anstieg des Testosteron-Spiegels, für mehr Männlichkeit. Aus medizinischer Sicht ist das Quatsch. Ob du onanierst oder nicht, es gibt keine Hormonänderungen oder körperliche Folgen. Im Gegenteil: Es ist ratsam, das Sperma öfter aus dem Körper zu lassen. Denn es setzt sich sonst an der Prostata fest. Eine Möglichkeit, wäre das regelmäßige Prostata Melken, ohne dass es dabei zu einer Selbstbefriedigung kommen muss. Oder natürlich einfach alle 2 - 3 Tage masturbieren.

Reine Wichs-Abstinenz kann aber auch zu Lustlosigkeit führen. Damit bewirkst du genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich erreichen wolltest. Auch wird durch NoFap das Pornoproblem nicht gelöst. Die Gelüste der Geilheit klingen bei den Pornoseiten ähnlich: Besserer Sex, mehr Sperma, mehr Testosteron. Ob das durch bessere Selbstdisziplin verbessert wird? Fraglich.

Feuchte Träume können sich durch die Abstinenz übrigens häufen. Irgendwann will der Körper das Sperma abwerfen, ob du willst oder nicht. Die Natur des Menschen hat sich so entwickelt.

Welche Meinung vertrittst du zur NoFap-Community? Findest du es sinnvoll, aufs Masturbieren zu verzichten?