Suspension Anleitung für Profis

Suspension - Die Königsdisziplin unter Bondagefans. Doch so reizend und geil der Gedanke, in den Seilen zu hängen und zu "fliegen" auch ist, Suspension ist eine fortgeschrittene Bondagetechnik, die nichts für Anfänger ist. In diesem Ratgeber zeigen wir dir die wichtigsten Dinge, auf die du beim Suspension achten musst.

Suspension Position fortgeschrittene Bondagetechnik zum Schweben

Falls du noch gar nicht weißt, was Suspension ist, hier eine Erklärung: Suspension ist eine Technik, bei welcher der Fesselnde (Rigger), seinen Sub bzw. Bunny fesselt und ihn anschließend mit einem Flaschenzug oder einer Seilwinde nach oben in Richtung Decke zieht. Dadurch hebt er vom Boden ab, vollkommen gefesselt und schwebt in der Luft. Dieses Erlebnis ist einzigartig und unglaublich intensiv, wenn du auf Bondage und das Ausgeliefertsein stehst.

Die Statik

Zuerst benötigst du einen Deckenhaken. Hier gibt es viele. Wichtig ist das Körpergewicht und die damit verbundene maximale Zugkraft des Hakens. Generell solltest du einen Haken verwenden, der dem zehnfachen Körpergewicht deines Bunnys entspricht. Wiegt die zu fesselnde Person zum Beispiel 80kg, sollte der Haken mindestens 800kg aushalten. Mehr ist natürlich immer besser. Warum so viel? Weil die 80kg nur in Ruhelage als Zugkraft auftreten. Sobald dein Bunny sich bewegt oder Richtung Boden fällt, ist die Zugkraft um ein Vielfache höher. Achte darauf, dass dein Deckenhaken extakt nach Anleitung befestigt wird. Schraubst du ihn anstelle in eine Betondecke in einen Holzbalken, müssen die Enden von oben zusätzlich gesichert werden, damit die Schauben nicht ungewollt ausreißen könne.

Der Körper

Die Idee besteht später darin, den gesamten Körper durch Seile anzuheben. Dazu müssen die Zugkräfte optimal auf alle Seile verteilt werden. Ist die Verteilung nicht optimal, wirken die hohen Kräfte punktuell und das kann für den Bunny einfach sehr schmerzhaft werden. Der Rumpf macht ca. 55% unseres Körpergewichts aus. Daher muss dieser besonders ordentlich fixiert werden. Hier eine grobe Übersicht über die Verteilung und Schwerpunkte:

Körper Proportionen und Schwerpunkte

Unterlage

Suspension ist nicht ganz ungefährlich, wenn du dich nicht an die Regeln hältst. Fällt dein Bunny ungebremst auf den Boden, kann das im schlimmsten Fall zum Genickbruch führen. Daher solltest du immer eine dicke, weiche Unterlage als Untergrund verwenden. Das ist nicht nur komfortabler, sondern ist eine absolut notwendige Maßnahme, um schwere Knochenbrüche zu vermeiden und das Gefahrenpotenzial zu reduzieren.

Unterlage

Vorrichtung zum Hochziehen

Wenn du deinen Bunny irgendwann so gefesselt hast, dass du ihn hochziehen möchtest, kannst du selbst nicht sein gesamtes Körpergewicht in die Höhe ziehen. Dazu verwendest du einen Flaschenzug oder eine Seilwinde. Mit dieser Vorrichtung musst du Dank der Physik kaum Kraft aufwenden und kannst deinen Sub so nach oben ziehen. Dieser wiegt selbst oft einige Kilos, denke daran, dass dieses Gewicht zusätzlich von deinem Deckenhaken ausgehalten werden muss.

Seile zum Hängen

Dein Sub wird später an verschiedenen Punkten mit dem Bondage-Ring fixiert. Verwende dazu ausschließlich Seile, die keine Risse (auch keine kleinen) enthalten. Ein Karabinerhaken kann dabei sehr hilfreich sein, der zum Schluss in deinen Rundring eingehakt wird. Dieser Karabinerhaken muss selbst nicht viel Zugkraft aushalten, da sich die Kräfte auf die verschiedenen verwendeten Haken verteilen. Karabiner mit 230kg maximaler Zugkraft sind hier zum Beispiel völlig ok. Jedes Seil sollte mindestens dreimal um die Fixierstelle und den Karabiner gewunden werden. Dadurch wirken auf das Seil selbst weniger Kräfte und es wird weniger beansprucht. Alternativ zu Seilen kannst du auch Spanngurte verwenden. Diese lassen sich einfach einstellen und es dauert nicht so lange, bis alle Gurte sitzen. Allerdings sieht die Fesselung dann sehr industriell und unter Umständen nicht so ästhetisch aus.

Bondagering für Suspension

Ein Bondage-Ring aus Stahl ist beim Suspension total praktisch.

Die Suspension-Fesselung Schritt für Schritt Anleitung

Grundlegende Fesselung für Suspension Beispiel

Gefesselt wird modular. Das bedeutet, du fesselst erst den (Ober-)Körper. Jede Suspension-Fesselung enthält mehrere Windungen um den Oberkörper herum. Je nachdem wie dick die Seile sind, sollten es drei oder mehr Windungen an jeder Stelle des Körpers sein, wo das Seil den Körper tragen soll. Nach den Windungen kommt ein Kreuzknoten - auch wenn das Seil noch zum weiteren Fesseln verwendet wird. Anschließend kommt direkt nach dem Kreuzknoten ein Stopper-Knoten. Das ist ein ganz normaler Knoten an jedem Seilende, möglichst dicht am Kreuzknoten. Dieser ist absolut notwendig, damit der Kreuzknoten nicht verrutscht, wenn dein Bunny nach oben gezogen wird. Die dabei wirkenden Kräfte können schnell dafür sorgen, dass sich Knoten fester ziehen und ungewollt zu Abschnürungen führen. Das gilt es zu vermeiden.

Stopperknoten zur Sicherheit beim Suspension

Als erfahrener Rigger weißt du sicherlich bereits, dass du auf gar keinen Fall ein Seil um den Hals legen darfst. Die Fesselung muss so konzipiert sein, dass sich auch nicht plötzlich ein Seil ungewollt vom Körper nach oben zum Hals schieben kann. Das wäre unglaublich gefährlich.

Auch die Oberschenkel und Fußgelenke sollten in die Fesslung einbezogen werden. Dort sind die Stopperknoten ebenso ein absolutes Muss. Also hier nicht ungenau werden. Der Kopf wird oft vergessen, obwohl dieser rund 10% deines Körpergewichts ausmacht. Liegt eine Person auf dem Rücken, kann es sehr schnell anstrengend werden, den Kopf gerade zu halten und wird ihn früher oder später nach hinten überstrecken, was schnell zum notwendigen Abbruch der Suspension führt. Daher sollte dieser am Hinterkopf so gestützt werden, dass er bequem aufliegen kann. Hier darauf achten, dass aus dem Seil keine Schlinge wird, die sich um den Hals ziehen könnte. Ein Kopfharness ist sehr hilfreich, um den Kopf durch einen D-Ring bequem in der richtigen Position zu halten.

Liegt dein Bunny nun bereits fixiert auf deiner weichen Matte, kann es mit dem nächsten Schritt weitergehen. Bevor es mit dem Fliegen tatsächlich losgeht, musst du alle Knoten und vor allem die Stopperknoten nochmals kontrollieren. Sind sie alle fest und an den Stellen, an denen du sie haben möchtest? Dein Flaschenzug mit Lasthaken sollte schon mit einem Bondage-Ring verbunden sein, der sich ca. 50cm über dem Bunny befinden sollte.

Ziehe durch die Stellen, an denen du deinen Bunny aufhängen möchtest, jeweils ein Zugseil hindurch. Verwende mehrere Lagen Seil, je nach Seildicke mindestens 3-4 Lagen an jedem hängenden Seil. Die Zugseile können besonders hohen Kräften ausgesetzt sein, kontrolliere daher nochmals, ob sie nicht beschädigt sind. An das Ende kommt ein Karabinerhaken, wobei das Seil mehrfach durch die Aufhängestelle am Bunny und dem Karabinerhaken gewickelt wird. Das Ganze schließt du mit einem Kreuzknoten ab und fixierst die Enden mit einem Stopperknoten. Den Karabinerhaken klinkst du dann in den Bondage-Ring ein. Das machst du mit allen Stellen, an denen du deinen Bunny aufhängen möchtest.

Dann kommt der erste Test und du ziehst deinen Bunny mithilfe der Seilwinde des Flaschenzugs etwas nach oben. Er sollte etwas Körperspannung walten lassen. Kontrolliere, ob Seile verrutschen und gefährlich werden könnten. Sprich auch mit deinem Bunny und schaue, ob einzelne Seile womöglich zu starke Kräfte ausüben.

Sitzt alles so wie es soll, kann der Flaschenzug weiter nach oben gezogen werden. Mehrere Meter sind quatsch, oft reichen wenige Zentimeter aus. Eine Augenbinde hilft, das Gefühl für die Höhe zu verlieren.

Achte auf die Signale deines Bunnys, während er in der Suspension ist. Es kann vorkommen, dass die Zugkräfte einfach zu stark sind und du die Suspension abbrechen musst. Das solltest du auch schleunigst machen, wenn dein Sub dir das Signal dazu gibt.

Was macht man beim Suspension?

Während der Sub in den Seilen hängt, ist er dem Rigger total ausgeliefert, vor allem, wenn der Sub seine Hände nicht mehr verwenden kann. Je nach Position können fiese Spielereien praktiziert werden, die nur in dieser Suspension möglich sind. So kann sich der Top auch mal unter den Sub legen, ihm die Nippel mit Klemmen bearbeiten und vieles mehr. An den Hoden können Ballstretcher angelegt werden, die dann (wenn der Sub auf dem Rücken in den Seilen hängt) nach oben gezogen werden. Er wird dadurch gezwungen, seine Körperspannung aufrecht zu erhalten. Lässt er nach, zieht es immer mehr an den Eiern. Er hat so Wahl der Qual. Letztendlich lässt sich die Liste beliebig erweitern. Du kannst deinen fiesen Phantasien freien Lauf lassen.

Was kann eigentlich schiefgehen?

Da Suspension nicht ganz ungefährlich ist, wenn es falsch ausgeführt wird, solltest du wissen, was passieren kann, wenn du unachtsam bist. Am Häufigsten entstehen Verletzungen wie Rötungen durch Quetschungen. Die treten vor allem auf, wenn das Körpergewicht nicht gleichmäßig auf die Seile verteilt wird, sondern eher einzelne Seile die volle Zugkraft abbekommen. Durch den starken Druck gegen die Haut können Blutergüsse entstehen. Die gehen aber hoffentlich wieder weg.

Deutlich schlimmer ist, wenn der Deckenhaken nicht ordnungsgemäß angebracht wurde und dein Bunny auf den Boden fällt, der womöglich nicht einmal mit einer dicken Matte gepolstert ist. Da er oft seine Hände nicht verwenden kann, um den Sturz abzufangen, kann das in einem Genickbruch enden. Das wäre das letzte Mal, dass du mit deinem Sub spielst, denn ihn wird es dann nicht mehr geben.

Deutlich harmloser ist es, wenn dein Bunny in Ohnmacht fällt. Die Fesselung muss grundsätzlich so sein, dass die Seile den gesamten Körper halten, auch wenn er die Körperspannung verliert. Sollte etwas wie Ohnmacht eintreten, fahre ihn schnell wieder herunter, sodass er nicht mehr in den Seilen hängt. Hier gilt immer: Ruhe bewahren und Fesseln am Oberkörper und den Armen zuerst lösen.

Sollte während der Suspension eines der tragenden Seile reißen, musst du den Flug unterbrechen. Also den Bunny einmal nach unten lassen, das (an-)gerissene Seil ersetzen und dann wieder erneut beginnen. Da dein Sub an mehreren Seilen hängt, ist es nicht dramatisch, wenn eins davon kaputtgeht. Dadurch wird die Zugkraft an den anderen allerdings höher, was häufig dazu führt, dass diese nach und nach reißen.

Wie bei jeder extremen Spielart kann etwas schiefgehen. Bist du allerdings optimal vorbereitet, ist das Risiko überschaubar gering. Du solltest immer eine Schere parat legen (wie beim normalen Bondage), damit du im Zweifel auch Seile durchschneiden kannst. Unvorhersehbare Dinge können passieren. Du sorgst für die Sicherheit deines Spielpartners.

Fazit

Beim Suspension Bondage gibt es einiges zu beachten. Sicherheit steht hier an erster Stelle, denn ein Fehler kann fatale Folgen haben und sogar zum Tode führen. Daher solltest du Suspension nie unerfahren durchführen. Empfehlenswert ist immer die Teilnahme an Bondageworkshops, um von erfahrenen Riggern zu lernen und direkte Tipps zu bekommen.

Wenn du alle Grundlagen und auch Risiken kennst und weißt, wie du dafür sorgst, dass alles so funktioniert wie es sein soll und deine Bondagefähigkeiten soweit sind, dass du sehr gut fesseln kannst, steht dem Suspension-Erlebnis nichts mehr im Weg. Viel Spaß beim Abhängen.