Ist Latex, Gummi und Rubber das Gleiche?
Ist Latex, Gummi und Rubber das Gleiche?
Zu diesem Thema gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Die einen klassifizieren Rubber; oder auch Gummi, als Latex. Andere behaupten, es gibt dabei Unterschiede. Es gibt in Szene-Shops unterschiedliche Angebote für Latex, Rubber oder Gummianzüge. Aber worin besteht der Unterschied? Ist es das Gleiche oder unterscheiden sich die Materialien im Detail? Dieser Beitrag klärt euch auf, über eine verwirrende Marketingmethode, die alte Bezeichnungen neu in Mode bringt.
Was ist nun korrekt? Schaut man sich die Stoffe Latex und Rubber einmal genauer an, gibt es sehr wohl Unterschiede. Der aus Gummibäumen fließende weiße Saft wird Latex genannt. Es ist ein Mix aus Gummipartikeln, Wasser, Asche und Schmutz. Dieser tritt aus, wenn der Baum verletzt wird und soll die entstehenden Wunden verschließen.
Was sind Rubber und Gummi?
Rubber und Gummi sind erst einmal identische Bezeichnungen für Kautschuk, der aus Gummipartikeln besteht und mit Schwefel angereichert wurde. Im weißen Latex-Saft sind ca. 40% an Gummipartikeln vorhanden. Mit chemischen Methoden wird die Konzentration der Gummipartikel erhöht. Das Schwefel sorgt durch Vulkanisation für die Stabilisation des Materials.
Also ist Latex der milchige Saft des Gummibaumes und Rubber ist das daraus erzeugte feste, gummiartige Produkt, das dann industriell weiterverarbeitet wird. Gummi kann auch synthetisch aus Erdöl hergestellt werden, das entstandene Material ist chemisch identisch.
Wenn Latex nun aber der milchige Saft des Gummibaumes ist, wieso sprechen wir dann von Latexkleidung? Die Antwort ist recht simpel: Gummi klingt irgendwie direkt nach Autoreifen oder Radiergummies. Um Kleidung davon abzugrenzen, wird meist der Begriff Latexkleidung verwendet auch wenn dieser eigentlich falsch ist. Spricht man hingegen von Rubber-Kleidung, dann meint man das Gleiche wie Latexkleidung, jedoch keine Autoreifen aus Gummi. Das für Latexkleidung verwendete Kautschuk ist in der Regel nicht so stark ausvulkanisiert wie für Autoreifen. Daher ist übrigens auch der Geruch deutlich angenehmer.
Getauchtes oder geklebtes Latex Was ist besser?
Wenn wir hier wiederum von Latex sprechen, meinen wir nun eigentlich Kautschuk, also konzentrierte Latexmilch, welche mit Schwefel angereichert wurde. Dieses Vorprodukt kann auf zwei Arten für Latexkleidung weiterverarbeitet werden. Zum einen kann das Gummi auf glatten Bahnen ausgerollt werden. Diese Arbeit übernehmen Maschinen, wodurch eine exakte Dicke der Latexbahnen bestimmt werden kann. Daraus hergestellte Kleidung entsteht, indem aus den Latexbahnen, wir nennen sie Meterware, einzelne Teile nach zuvor erstellten Schnittbögen ausgeschnitten und mit Latexkleber zusammengeklebt werden. Das hat den besonderen Vorteil, dass die Dicke der Kleidung genau bekannt ist. Der Latexkleber ist dabei eigentlich auch nur eine verdünnte Gummilösung, die mit der Latex Meterware kaltverschweißt wird. Der getrocknete Kleber und die Latexbahnen sind damit im Resultat chemisch gleich.
Getauchte Latexkleidung
Die Latexlösung kann man jedoch mit einem Verdünner auch verflüssigen. Das Verdünnen klappt sogar mit Wasser. An der Luft entweicht der Verdünner wieder aus dem Gummi, wodurch es sich verfestigt. Damit kann man getauchte Latexkleidung herstellen. Mit jedem Tauchgang entsteht eine Latexschicht von ca. 0,05 bis 0,1mm. Möchte man dickere Latexstärken erzeugen, sind einfach mehrere Tauchgänge notwendig. Allerdings ist die endgültige Stärke nur eine große Schätzung. Eine genaue und gleichmäßige Stärke ist kaum möglich. Zudem müssen vorab komplette Tauchformen erstellt werden, was sich in der Regel nur für Massenanfertigungen lohnt. Dafür ist die Herstellung von Latexkleidung dann besonders billig. Der Vorteil desteht darin, dass man bei getauchter Latexkleidung keine Klebenähte hat, das Resultat besteht im Idealfall aus genau einem einzelnen Stück Latex. Chlorieren kann man aber letztendlich beides.
Geklebte Latexkleidung
Die getauchte Latexkleidung ist mittlerweile etwas in Verruf geraten, da diese mittlerweile zum größten Teil in China gefertigt wird. Durch die ungleichmäßigen Stärken ist sie zudem für Risse anfällig. Geklebte Latexkleidung stammt hingegen oft aus eigenen Werkstätten (wie in Deutschland), wodurch sich viele eine höhere Qualität versprechen.
Wer einen maßgefertigten Latexanzug haben möchte, dem ist mit getauchtem Latex nicht geholfen. Es müsste ein kompletter Abdruck des eigenen Körpers erstellt werden, was hohe Kosten verursachen würde. Daher verwendet man für Maßanfertigungen in der Regel ausschließlich geklebte Meterware.
Zu guter Letzt muss jeder für sich selbst entscheiden, worauf er Wert legt. Für die Latex-Fetisch-Szene können wir allerdings festhalten: Latexkleidung = Rubberkleidung = verarbeitetes Gummi, das aber nicht so stark ausvulkanisiert ist wie bei Autoreifen. Die Begriffe meinen in Bezug zur Kleidung das gleiche! Bei Latexanzügen soll sich der Begriff einfach nur von den Autoreifen absetzen.
Latex-T-Shirts oder Unterhosen aus Latex haben eine hohe Qualität, wenn das Latex aus Meterware geklebt wurde. Ihr erkennt geklebte Latexkleidung an den Klebe-Nähten.
Es gibt noch mehr Begrifflichkeiten, die eigentlich das Gleiche meinen. Ein Beispiel dafür ist ein Kurzanzug aus Latex. In der Hetero-Szene wird häufig der Begriff Catsuit verwendet, in der Homo-Szene hingegen Rubber-Shorty. Das gemeinte Produkt ist auch hier das gleiche! Die Werbeindustrie war wohl besonders kreativ, um für verschiedene Ausprägungen der Begriffe zu sorgen.
Kann ich Latexkleidung mit einer Latexallergie trotzdem tragen, wenn die Anzüge doch eigentlich aus Gummi bestehen?
Das Latex, das bei der Herstellung von Kleidung verwendet ist, ist unterschiedlich zu dem, woraus beispielsweise Latexhandschuhe hergestellt werden. Die Haut reagiert häufig mit den Partikeln, die in der Latex Meterware vorhanden sind. Diese treten bei unbehandeltem Latex nach außen.
Man kann die Oberfläche des Gummis jedoch versiegeln, der Fachmann spricht vom Chlorieren. Damit wird die Latex-Oberfläche verschlossen und auch Allergiker können letztendlich Rubberkleidung tragen. Da es aber unterschiedliche Ausprägungen der Allergien gibt, sollte man seine Verträglichkeit erst testen, zum Beispiel mit einem Armband aus Latex, bevor man sich direkt einen Ganzanzug anzieht. So ist man auf der sicheren Seite.