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HIV - Antworten auf Deine Fragen

HIV - Antworten auf Deine Fragen

Viele von uns haben Fragen rund um das Thema HIV. Nach unserem letzten Aufruf "Was weiß ich über HIV" wurde klar, dass es immer noch viel Unwissenheit über Virus gibt. Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe und der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU hat die häufigsten Fragen für uns im Interview kompakt beantwortet. Die Antworten geben dir einen Überblick über wichtige Fakten rund um HIV.

Warum kann HIV generell nicht (einfach) geheilt werden?

Armin Schafberger: HIV baut seine eigene Erbsubstanz in die der der menschlichen Zelle ein. Normalerweise werden dann neue Viren produziert, die Zelle "arbeitet", zeigt sich dem Immunsystem als infiziert und überlebt diesen Zustand nicht lange. Wenn dieser Normalfall auf alle Zellen zutreffen würde, könnte man annehmen, dass die HIV-Infektion heilbar wäre - denn die modernen Medikamente können die Virenproduktion ja stoppen.

Infektion der DNA

Allerdings gibt es die ganz wenigen infizierten Zellen, die ruhen. Sie produzieren in diesem Ruhezustand keine neuen Viren, sondern tragen die Virus-Erbsubstanz nur still in sich. Damit sind sie für das Immunsystem nicht als infiziert zu erkennen. Es werden an der Oberfläche der Zelle keine Virenbruchstücke sichtbar, mit denen sich die Zelle dem Immunsystem als infiziert verraten könnte. Dieser Ruhezustand kann viele Jahre dauern. Die Zelle kann sich sogar teilen und neue ruhende Zellen produzieren. Irgendwann aber wacht sie auf und produziert HI-Viren. Und da das bei vielen ruhenden Zellen immer wieder passiert, muss man die Medikamente lebenslang einnehmen. Es gibt Forschungsansätze, diese Zellen medikamentös wachzuküssen, um sie aus diesem Dornröschenschlaf zu reißen, aber das klappt noch nicht.

Gibt es einen HIV-Schnelltest für Zuhause? Was kostet er?

Schafberger: Noch gibt es keinen Test für zu Hause. Aber im Laufe des Jahres (Ende 2018) rechnen wir damit, dass das Verkaufsverbot für HIV-Selbsttests / Heimtests aufgehoben wird. Dann stünden nach unserer Kenntnis derzeit mindestens 3 Tests zur Verfügung, die einfach anzuwenden und zuverlässig sind. Der Verkaufspreis für Deutschland liegt noch nicht fest. In anderen Ländern liegt er bei ca. 20-35 Euro.

Können sich HI-Viren im Lusttropfen (Präejakulat) oder im Urin befinden und gibt es hier ein Infektionsrisiko?

HIV im Urin?

Schafberger: Im Lusttropfen lassen sich zwar Viren nachweisen. Aber für den Oralverkehr ist das egal. Die Menge im Lusttropfen ist so gering. Das Übertragungsrisiko ist ja selbst bei Ejakulation von Sperma im Mund sehr gering.

Fazit: der Lusttropfen darf beim Oralverkehr dabei sein.

Beim Anal- oder Vaginalverkehr kommen andere Risiken dazu, auch wenn nicht abgespritzt wird. So haben hier unter anderem Schleimhäute mit Schleimhäuten Kontakt, worüber ebenfalls eine HIV-Infektion stattfinden kann - wenn das Kondom fehlt und auch keine PrEP oder Schutz durch Therapie am Start ist. Wer zum Lusttropfen noch mehr wissen will, kann im HIVreport der DAH mehr erfahren.

Bei Kontakt mit Urin besteht kein Infektionsrisiko.

Kann eine Infektion bei Sonnenbrand erfolgen, wenn Sperma auf errötete oder entzündete Haut gelangt?

HIV bei Sonnenbrand

Schafberger: Nein. Es gibt keine dokumentierten Fälle, die sich auf diesem Weg infiziert haben könnten.

Verschwindet das Virus aus dem Sperma, wenn es mit der Umgebungsluft in Berührung kommt?

Sauerstoff und HIV

Schafberger: Es verschwindet nicht. Aber die entscheidende Frage ist ja, wie lange es "draußen" infektiös bleibt? Generell gilt, dass das HIV-Virus in der Außenwelt nicht lange infektiös bleibt - anders als das Hepatitis-C-Virus, das wochenlang auf Oberflächen infektiös ist. Wie lange HIV draußen infektiös ist, hängt von vielen Faktoren ab (Temperatur, Oberfläche, Sauerstoffgehalt, Feuchtigkeit, ...). Es ist nicht lange, aber für Spermaspiele ist die Infektiösität noch gegeben. Das Sperma sollte also nicht auf Schleimhäute gelangen, auch wenn es schon ein paar Minuten draußen war.

Hinweis: Einfrieren bringt auch nichts. Im Gegenteil: Durch Einfrieren bleibt die Infektiösität der Viren lange erhalten.

Können minderwertige Toys durch rissige Oberflächen auch HI-Viren beherbergen?

Bakterien

Schafberger: Rissige Oberflächen sind natürlich generell Mist: wegen der Verletzungsgefahr und der Möglichkeit, dass sich Bakterien und Viren in den Rissen länger halten und ggf. durch eine Oberflächendesinfektion nicht oder nicht so gut inaktiviert werden.

Eine HIV-Übertragung per Dildo ist prinzipiell möglich, wenn auf dem Dildo frisches Sekret (mit Viren) oder Blut ist. Wenn man den Dildo aber gründlich abwäscht, trocknet und desinfiziert, sind Dildos sicher. In Rissen jedoch können ggf. Bakterien und Viren verbleiben und der Reinigung entgehen. Im Vergleich zu anderen Bakterien und Viren benötigt man für eine HIV-Infektion jedoch eine gewisse Mindestanzahl von Viren. Bei nur leicht rissiger Oberfläche dürfte diese kritische Zahl kaum zu erreichen sein. HIV wäre also nicht der Grund, den leicht gealterten Dildo aus dem Verkehr zu ziehen. Bei anderen Bakterien oder Hepatitis-C-Viren wäre ich vorsichtiger.

Wie kann man sich präventiv auf ungeschützten Geschlechtsverkehr vorbereiten, wenn man auf ein Kondom verzichten möchte?

Auf Kondom verzichten

Schafberger: Seit 2016 steht uns eine medikamentöse Prophylaxe (HIV-PrEP) zur Verfügung und seit September 2017 auch zu einem für viele erschwinglichen Preis. Die PrEP schützt, richtig angewandt, sicher vor HIV. Nicht jedoch vor anderen Geschlechtskrankheiten. Zur PrEP gehören ein paar Untersuchungen vorab: Du braucht einen frischen negativen HIV-Test, denn wenn man schon infiziert sein sollte, darf man die PrEP nicht nehmen sondern bräuchte eine komplette Therapie. Während der Einnahme der PrEP muss alle drei Monate ein HIV-Test gemacht werden. Andere Geschlechtskrankheiten lässt man ebenfalls regelmäßig checken.

Alle Informationen findest du unter www.iwwit.de/prep

Wenn es zu einem "Sex-Unfall" kommt, was sind die ersten Schritte? Was kostet eine PEP-Behandlung?

Schafberger: Bei einem Sex-Unfall bzw. bei Analverkehr ohne Kondom und ohne anderen Schutz (Schutz durch Therapie, PrEP) sollte man sich zügig (d.h. innerhalb von Stunden) an eine der auf www.iwwit.de/pep verzeichneten Kliniken wenden und sich dort zur PEP beraten lassen.

Die PEP ist eine 4-wöchige HIV-Therapie, die nach einem HIV-Risiko eine HIV-Infektion mit hoher Sicherheit verhindern kann. Man muss allerdings die PEP zügig beginnen, möglichst innerhalb von 24 Stunden. Nach 48 Stunden bieten viele Krankenhäuser keine PEP mehr an, weil es dann wahrscheinlich schon zu spät ist.

PEP Behandlung nach Sexunfall

Hinweis: Bei Oralverkehr - auch mit Ejakulation - gibt es keine PEP. Das HIV-Risiko ist hier zu gering. Bei Anal- oder Vaginalverkehr ohne Kondom gibt es auch nur dann eine PEP, wenn der Partner wahrscheinlich HIV-infiziert und NICHT therapiert ist. Denn bei erfolgreicher Therapie ist der HIV-Positive ja nicht infektiös.


Vielen Dank an Armin Schafberger und die Kollegen der Deutschen AIDS-Hilfe für die ausführliche Beantwortung aller Fragen.

Solltest du weitere Fragen zum Thema HIV haben, kannst du auch den Livechat der ICH WEISS WAS ICH TU-Kampagne nutzen (17 - 20 Uhr verfügbar). Weitere Infos rund um das Thema HIV findest du unter www.iwwit.de

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