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Rubber gegen Leder - Ein Kampf der Generationen?

Rubber gegen Leder - Ein Kampf der Generationen?

In der schwulen Welt ist es ein allgegenwärtig bekanntes Problem der Fetisch-Szene: Ein Großteil der jüngeren Generation (U40) tendiert eher zu Latexkleidung. Ältere hingegen zu Lederkleidung. Gerade bei Veranstaltungen wir dem Folsom in Berlin wird diese Trennung sichtbar. Aber worin liegt die Ursache dieser Trennung? Gibt es dafür irgendeine Erklärung?

Woher kommt der Lederfetisch?

Die Generation 40+ ist natürlich deutlich älter als die jüngere Generation. Dementsprechend haben die Älteren ihre Jugend auch in anderen Zeiten, nahe den 80er Jahren verbracht. Zu diesen Zeiten war die schwarze hautenge Lederkleidung total im Trend. Kombiniert mit Muskelshirts und allerlei Accessoires entwickelte sich ein männlich wirkendes Outfit im Military-Look. Auch Popstars tragen als Vorbilder in den 80ern häufig exzentrische Lederkleidung mit Schulterpolstern.

Bereits in den Kindertagen hat sich bei vielen die Neigung zum Leder entwickelt. Früher gab es Schuhwarenläden, in denen uns ein enormer, aber trotzdem angenehmer Ledergeruch entgegen kam. Seit der Jahrhundertwende duften Schuhläden jedoch eher nach Plastik und chemischen Substanzen als nach Leder. Die Neigung und damit der Fetisch konnte bei jungen Schwulen der neueren Generationen nicht so stark gefördert werden.

Der Military-Look der 80er-Jahre hat sich heutzutage jedoch etwas verändert. Obwohl die Generation 60+ noch oft zu den Leder-Military-Outfits greift, verlagert sich der Trend in Richtung Biker-Kleidung. Diese vereint die jahrzehntelange lieb gewonnene Lederkleidung mit modernem Style. Auch viele junge Schwule sind in dieser Lederkluft anzutreffen - nicht zuletzt auch als praktisch genutzte Kleidung beim Motorradfahren.

Leder in der SM-Szene

Aus der SM-Szene ist Leder kaum mehr wegzudenken. Allerdings hat sich dort nicht die komplette Lederkleidung durchgesetzt, sondern Accessoires aus Leder. Dazu zählen Lederfesseln, Halsbänder und Harnesse, vielleicht sogar Masken aus Leder. Diese sind oft hochwertig verarbeitet, halten hohe Kräfte aus und versprechen zudem einen hohen Tragekomfort. Vor allem bei Fesseln ist die Robustheit eine wichtige Eigenschaft. Solche Leder-Accessoires sind bei allen Generationen aufgrund ihrer Qualität gern gesehen.

Leder-Accessoires wie Ledermasken oder Leder-Harnesse sind bei allen Generationen beliebt.

Warum stehen Jüngere eher auf Latex?

Lederwaren gibt es seit Jahrzehnten überall zu kaufen. Wer nicht allzu tief in seine Tasche greifen möchte, bekommt sogar Lederimitate zum günstigen Preis.

Hersteller von Latexkleidung gibt es erst seit den letzten 15 Jahren in Deutschland. Blackstyle Berlin gibt es zum Beispiel seit 2004. Rubaddiction existiert hingegen seit 2009.

Die Latexkleidung hat den großen Vorteil, dass sie sich wie eine zweite Haut dem Körper anschmiegt, was mit starren Leder kaum möglich ist. Dazu kann Latex mit Silikonöl sehr glänzend aufpoliert werden, was Latex sehr edel erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass die Hersteller versuchen, modisch mit gewöhnlicher Kleidung mitzuhalten. So gibt es nicht nur Latexanzüge wie Catsuits, sondern auch Polohemden, Hosen und Boxershorts aus Latex. Daraus hat sich eine eigene Kultur entwickelt, die von vielen Schwulen geliebt wird.

Es gibt sogar spezielle Latex-Partys, wo sehr viel Wert auf das Outfit gelegt wird. Ein eindeutiger Dresscode schreibt das Tragen von Latexkleidung vor. Dadurch tragen alle Besucher ihre Latexoutfits und das erzeugt eine neue Gemeinschaft.

Auffällig ist, dass eher die jüngere Generation bei Latex-Partys anzutreffen ist. Auf gewöhnlichen Fetisch-Partys, bei denen eher die ältere Generation anzutreffen ist, wird hingegen oft Leder getragen.

Die Zahlen sagen etwas anderes aus

Um zu überprüfen, ob Jüngere wirklich eher auf Latex stehen als Ältere, haben wir unsere Hypothese untersucht. Hierzu haben wir uns die Datingplattform Planetromeo angeschaut und haben den Vergleich zwischen den Berliner Generationen durchgeführt.

Vergleich Leder- und Latex-Liebhaber in Berlin (Daten von Planetromeo)

Die ausgewertete Grafik, die wie ein Zahn aussieht zeigt uns, dass quantitativ in allen Generationen insgesamt mehr Personen auf Leder stehen. Einen Abfall der Latex-Liebhaber ist bei den Personen 50+ zu sehen. Die Plattform Planetromeo gibt bei den Abfragen nur eine Anzahl bis 600 Personen aus. Daher ist die Leder-Kurve bei den 30 bis 55-Jährigen so flach. In der Realität geht diese Kurve natürlich deutlich nach oben.

Fazit

Wir haben gesehen, dass der Lederfetisch in Deutschland stark ausgeprägt ist. Latex ist jedoch zunehmend im Kommen. Aber wir müssen festhalten, dass Leder deutlich dominierend ist. Bei der Auswertung haben wir aber nicht bedacht, dass die Altersverteilung bei Planetromeo nicht gleich ist. Demnach gibt es dort deutlich mehr ältere Personen als Jüngere. Wenn wir diesen Fakt nun in unsere Auswertung einbeziehen und nicht mehr die absoluten Zahlen betrachten, sondern relativ zur Anzahl angemeldeter Personen in den Altersklassen, ist Latex aber trotzdem bei den jüngeren Generationen nicht sonderlich beliebter als bei Älteren. Im Verhältnis zu Leder-Liebhabern sind die Zahlen eher gleichverteilt.

Dass wir bei Veranstaltungen wie dem Folsom Berlin eher jüngere Personen in Latexkleidung und ältere Personen in Lederkleidung sehen, könnte mit der unterschiedlichen Mode der Vergangenheit zusammenhängen. Weshalb die Vielzahl von Latexliebhabern bei öffentlichen Veranstaltungen aber oft jünger ist, konnten wir nicht eindeutig ergründen. Wir konnten nur anhand der Zahlen sehen, dass die Hypothese wohl nicht richtig ist. Es stehen jedoch immer noch mehr Personen auf Leder als auf Latex. Vielleicht ist Latexkleidung einfach nur ein zunehmender Trend, der sich eher bei jüngeren Personen verbreitet und der von diesen auch bei Veranstaltungen getragen wird.

Wenn wir die Statistik aus Berlin betrachten, wird es für Leder-Liebhaber einfacher, einen gleichen Liebhaber zu finden, jedenfalls wenn wir den Zahlen Glauben schenken.