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Ist 50 Shades of Grey überhaupt BDSM? Ein Kommentar

Ist 50 Shades of Grey überhaupt BDSM? Ein Kommentar

Wer den Film oder das Buch „50 Shades of Grey“ kennt, der weiß, welche sexuellen Handlungen immer wieder für Gesprächsstoff sorgen. Sie wartet vor dem roten Zimmer und er, der Millionär Christian begnügt sich an ihr, um seine sadistisch-dominanten Phantasien auszuleben. Doch ist das, was wir sehen wirklich BDSM? Die Kenner der Szene sagen: Nein! Weshalb 50 Shades of Grey und BDSM so weit auseinander liegen, erklärt dir dieser Insider-Beitrag.

Die BDSM-Illusion

Das grundlegende Problem der Story besteht darin, dass es eine Illusion erzeugt, was BDSM sein könnte. Doch beschäftigt man sich mit der Handlung genauer merkt man schnell, dass die Geschichte vom echten BDSM weit entfernt liegt. Vielmehr liegt eine phantasievolle Story vor: Ein Millionär fängt eine unsichere Frau auf und offenbart ihr sein Verlangen nach körperlicher Züchtigung. Er ist perfekt gebaut, mit stählernen Bauchmuskeln versehen und holt sein Date auch gerne mal mit dem Helikopter ab. Das ist wohl der Traum, den viele pflegen. Doch die Realität sieht oft anders aus. In der Regel wartet nicht der Multimillionär auf Dich, der auf körperliche Züchtigung steht und sie an dir ausleben möchte.

In dem Film wird eine Illusion erzeugt, dass sich der Millionär Christian unsterblich verliebt und alles dafür tut, seine Partnerin zu gewinnen. Er kauft sogar ihre Firma und verfolgt jeden ihrer Schritte. Doch was hat das mit BDSM zu tun? Richtig: Nichts. Weder Stalking gehört zum BDSM, noch eine gut gemeinte Aschenputtel-Story, die den Prinzen verführt.

Liebe als Illusion

Was ist BDSM?

BDSM ist hingegen ein sexuelles Spiel. Gepaart aus Vertrauen, Hingabe und einem Sich-fallen-lassen. Es geht nicht darum, seinen Partner so fest wie möglich zu fixieren und ihn dann „"hart zu ficken"“. Genauso geht es beim BDSM nicht primär darum, dem Partner den Hintern mit Strafen maximal zu züchtigen. Es geht hingegen um eine emphatische Bindung zwischen Sub und Dom. Doch die meisten denken beim BDSM nur an Peitschenhiebe, Schlagen und Knebeln. Dass dahinter ein sinnliches Spiel zwischen Macht und Hingabe steht, bleibt außen vor.

Stattdessen wird in einer Szene gerne der berüchtigte Sklavenvertrag angepriesen. Ein Ritual, das manche für ihre BDSM-Beziehung verwenden, was jedoch keineswegs ausdrücklich notwendig ist. Gemäß dem Prinzip SSC (Safe, Sane, Consensual) geht es beim BDSM nicht um sinnlose Gewalt, wie sie leider gerne innerhalb von 50 Shades of Grey dargestellt wird. Stattdessen geht es um einvernehmliche Handlungen. Auch das Festlegen eines Stoppworts gehört dazu, das der/die Sub von sich gibt, wenn die Grenze des Erträglichen überschritten wurde. In dem Film ignoriert Christian das Stoppwort. In der realen Welt würde er sich hiermit strafbar machen.

Innerhalb des Films reagiert Ana nicht wie ein typischer BDSM-Anhänger, sondern wie eine Person, die Gewalt erfahren hat, mit der sie nicht einverstanden war. Das ist völlig gegenteilig zum BDSM, wo es vor allem auf die Einvernehmlichkeit ankommt, damit das Spiel beiden Teilnehmern Spaß macht. Gewalt zum Teil von BDSM erklärt, was nicht der Realität entspricht.

BDSM-Vorurteile

Auch werden Vorurteile durch den Film deutlich geschürt. Der Millionär Christian wird so dargestellt, dass er bereits in jungen Jahren einschlägige Erlebnisse erfahren musste und dass sich deswegen seine Neigungen entwickelt haben. Dass Neigungen hierdurch nicht entstehen müssen und Anhänger von BDSM keineswegs krank sind, steht außen vor. Gleiches gilt für jede Form von Stalking, welches Christian in dem Stück regelmäßig ausübt. Stalking hat nicht im entferntesten Sinn eine Beziehung zu BDSM.

In einer realen BDSM-Beziehung weiß ein Sub ungefähr, was ihn erwartet und der Master weiß, was er seinem Sub zumuten kann. Innerhalb der Story wird jedoch alles als eine Form von Überraschung dargestellt. So weiß Ana nicht einmal, worauf sie sich einlässt. Ebenso hat der Master im realen Leben eine entsprechende Verantwortung. Seine Aufgabe besteht nicht nur darin, seinen Sub in die BDSM-Welt einzuführen, sondern auch, ihn aufzufangen, wenn es notwendig ist.

Drama-Queen

Fazit

Von echtem BDSM ist bei 50 Shades of Grey nicht viel zu sehen. Weder die psychologische Komponente wird dargestellt, noch sind BDSM-Szenen real. Es ist und bleibt eine Story eines Millionärs, der eine gewöhnliche Frau für sich gewinnen möchte. Es ist genau diese Story, welche die Leute lieben, nicht der BDSM-Teil. Denn wer auch aus der BDSM-Community stammt, der weiß, dass BDSM nicht a la 50 Shades of Grey funktioniert.

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