Dominanz: Unterschiede und was zum dominanten Master dazugehört
Wenn du in den zahlreichen BDSM-Chats unterwegs bist, ist dir sicherlich aufgefallen, dass es viele unterschiedliche Ausprägungen der Dominanz beim BDSM gibt. Einige empfinden lediglich hartes Ficken als dominant, andere machen die volle Kontrolle bis zur absoluten Abhängigkeit daran fest. In diesem Beitrag geben wir dir eine Übersicht über die verschiedenen Abstufungen der Dominanz beim BDSM.
Dominanz ist beim BDSM ein künstliches Machtgefüge. Durch eine klare Rollenverteilung gibt es eine führende Person, welche die Autorität genießt und einen Unterwürfigen als Untergebener des Dominanten. Zwar hat der Unterwürfige auch ein Mitspracherecht, dennoch hat der Master in der Regel die Möglichkeit, unethisch während des sexuellen Spiels zu handeln und im Rahmen der Absprachen den Unterwürfigen zu dominieren. Dieser genießt hingegen die Art der Unterwerfung.
Es ist einfacher, einen passenden Gegenspieler zu finden, wenn vorab bereits klar ist, aus welcher Kategorie der Dominanz der Master stammt und wie er selbst das Dominantsein definiert. Schauen wir uns die unterschiedlichen Master-Abstufungen an. (Wir reden hier vom dominanten Master, die Abstufungen gelten jedoch gleichermaßen für weibliche Dominanz).
Welcher Master-Typ bin ich?
Unerfahrener Master: Er genießt es, beim sexuellen Spiel das Sagen zu haben. Er selbst hat hierzu allerdings kaum Erfahrungen sammeln können. Dennoch erregt ihn bereits die Vorstellung, seinen Gegenüber zu dominieren. Ihm selbst ist dabei die Erregung des Unterwürfigen genauso wichtig wie die eigene. SM-Spielzeug zur Bestrafung oder Züchtigung hat er bislang noch nicht verwendet. Davon hält er in der Regel auch wenig. Er mag das härtere Anpacken beim Sex und ist meistens der aktive Part während einer BDSM-Session.
Experimentier-Master: Sextoys gehören zum Equipment dieses Masters. Ihn erregt es, die Grenzen des Subs zu erkunden und probiert verschiedene SM-Toys, gepaart mit Fesselungen und häufiger Erregung des Sub aus. Er selbst weiß, wie sich einige Toys anfühlen und kennt seine eigenen Grenzen. Normaler Sex muss nicht unbedingt zur Session gehören. Das Dominieren des Subs erfolgt durch Ausprobieren verschiedenster Lustschmerzen in Kombination mit Erregung und auch das Einnehmen von Stresspositionen während einer BDSM-Session.
Bondage-Master: Dieser Master genießt es, seinen Sub zu fesseln und so bewegungsunfähig zu machen. Ihn erregt vor allem der Umstand, dass er derjenige ist, der durch Bondageseile und Fesseln die Position des Unterwürfigen festlegen kann. Die Dominanz kommt durch das klar definierte Machtgefüge zustande: Der Master fesselt, der Sub wird gefesselt und hat sich dem hinzugeben. Ergänzt werden kann eine Fesselung durch Toys, welche die Fesselung praktisch ergänzen und den Sub erniedrigen. Dazu gehören Nippelklemmen, welche mit der Seilkonstruktion so verbunden werden, dass ein gewisser Zug an den Nippeln herrscht und jede Bewegung des Sub an den Nippeln spürbar ist, gerne wird auch ein Analhaken verwendet, der sowohl Druck auf die Prostata des Gefesselten ausübt und ihn so stimulieren kann, um ihn erregt zu halten und zeitgleich öffnet er den Analausgang leicht zum Zweck der Erniedrigung. Genauso werden Ballstretcher verwendet, die Haken enthalten, welche wiederum mit den Seilen in der Bondageposition verbunden werden können.
Analmaster: Der dominante Master steht hierbei vor allem auf Analsex und liebt es, diesen aktiv zu praktizieren. Er konzentriert sich dabei auf den Arsch des Subs und legt seinen Fokus darauf, diesen zu bearbeiten. Seinem Verständnis nach ist BDSM besonders heftiges Ficken. Dieses kombiniert er auch mit Fesselspielen, um den Sub anschließend in gefesselten Positionen ficken zu können. Der Fokus der Session liegt auf Analsex und analen Praktiken. Dazu gehört auch die Analdehnung bis hin zum Anal-Fisting. Auch wenn Sex nicht unbedingt Teil des BDSM sein muss, möchte der Analmaster hierauf nicht verzichten. Beim Spielen behandelt er den Sub gerne grob und fasst ihn härter an, um seine Dominanz auszudrücken.
Keuschheits-Master: Der Keyholder lässt seinem Unterwürfigen regelmäßig einen Keuschheitsgürtel anlegen, mit dem Ziel, dass dieser selbst nicht mehr masturbieren kann. Der Dominante hat demnach die Kontrolle über den Orgasmus des Keuschlings. Er selbst behält den Schlüssel des Keuschheitsgürtels in seinem Besitz und genießt die Erniedrigung, dass der Unterwürfige sich selbst nicht mehr befriedigen kann. Seine Dominanz lebt er mit dem Wissen aus, dass er entscheiden kann, wann der Sub masturbieren darf. Die Keuschhaltung kann über mehrere Wochen gehen, wobei der Sub seinem Master gegenüber treu sein muss, da dieser über den Zugang zum Penis entscheidet. Manche Keyholder genießen lediglich die Kontrolle, andere nutzen das Spiel, um dem Sub Aufgaben aufzutragen, die sexueller Natur sein können. Erst wenn der Sub den Master beispielsweise zufrieden gestellt hat, wird der Keuschheitsgürtel zur Belohnung abgelegt. Eine Keuschling-Beziehung kann auch über die Ferne erfolgen. Die Aufgabe besteht dann darin, durchzuhalten. Per Post können dann die Schlüssel versandt werden.
Drill-Master: Der Unterwürfige wird von seinem Master während einer Session gedrillt, in der Regel durch sportliche Übungen und Muskeltraining. Besonders Stresspositionen, bei denen der Sub in anstrengende Positionen gebracht wird und diese aushalten muss, reizen den Drill-Master. Er genießt es, seinen Sub durch anstrengende Aktivitäten auszupowern. Das Machtgefüge besteht darin, dass der Master entscheidet, welche Übung oder Position wann einzunehmen ist und wie viele Wiederholungen oder über welchen Zeitraum eine Position einzunehmen ist. Da eine solche Session an Militärdrill erinnert, erfolgt hier oft eine Rollenverteilung als Soldat und Offizier. Kombiniert wird eine Drill-Session meist mit Fesselungen, welche die Bewegungsfreiheit des Sub einschränken oder den Sub in seiner Stressposition halten und ihm im Zweifel wehtun (z.B. durch erhöhten Zug mittels Ballstretcher, wenn die Position verlassen wird). Die Erregung des Unterwürfigen ist dem Drill-Master in der Regel egal. Bei nicht erreichten Zielen übt der Master Dominanz durch sexuelle Bestrafungen auf den Sub aus. Die kann vom verwehrten Orgasmus bis zu Spanking oder Peitschenhieben reichen.

Sneakermaster: Ein Sneakermaster hat in der Regel ein besonders dominantes Auftreten mit jugendlichem Erscheinungsbild. Dieser ist Teil der Sneakerfetisch-Community und trägt in seinem Alltag auffällige, meist überdurchschnittliche große Sneaker. Seine Dominant besteht darin, die getragenen Sneaker von seinem Sub säubern zu lassen, meist mit der Zunge. Diese Form der Erniedrigung gefällt ihm besonders. Dazu werden Fesseln, meist Edelstahl-Fesseln verwendet, um den Sub in eine gebeugte Position zu bringen, in welcher er direkten Zugang hat, um die Sneaker zu lecken. Ebenfalls genießt er es, den Sub an seinen Sneakern riechen zu lassen oder ihn dazu zu zwingen. Kombiniert werden kann dieser Zwang auch mit Socken (alias Sockenknebel) oder mit dem Fußfetisch. Neben dem Reinigen oder Riechen an Sneakern gehört zu den Aufgaben des Sklaven die sexuelle Befriedigung des Sneakermasters, meist durch Oralverkehr. Die Dominanz ist hiebei auf das Begehren eines bestimmten Objekts (hier Sneaker) konzentriert und orientiert sich am Fetisch des dominanten Masters.
Kumpel-Master: Dieser Master hat im Alltag einen gewöhnlichen Umgang mit seinem Sub, fordert ihn jedoch immer wieder heraus, ähnlich wie Brüder unterschiedlichen Alters untereinander. Der Dominante übernimmt dabei die Rolle des Älteren und spielt seine Dominanz in der Form aus, dass er den Sub immer wieder "ärgert", wann und wie es ihm passt. Er fordert so gelegentlich sexuelle Aktivitäten von seinem Sub und übergibt ihm Aufgaben, damit er selbst befriedigt wird. Der Sub wird gleichermaßen zum Blowjob "gezwungen" wie zum Analsex. Der Master genießt es, immer und zu jeder Zeit die Kontrolle über seinen Sub haben zu können. Hat der Sub seine Aufgaben nicht nach den Wünschen des Masters erledigt, wird der Sub leicht bestraft. Dies kann vom Verbot zum Tragen von Unterhosen in der Öffentlichkeit sein, bloßes bespucken oder bis zur Bestrafung durch SM-Spielzeug reichen. Auch Gruppen-Sessions sind hier denkbar, bei denen der Sub nicht nur den Master, sondern auch seine Freunde und Kumpels sexuell befriedigen muss.
Reiner Sadist: Die Dominanz eines sadistischen Masters wird darüber definiert, dass er dem Unterwürfigen Schmerzen im Rahmen sexueller Reize zufügt und das erregend findet. Ein Sadist weiß genau, mit welchen SM-Toys welche Schmerzintensitäten erzeugt werden können. Er fasst seinen Sub nicht nur grob an, sondern hat direkt als Ziel, Schmerzen zu verursachen. Er selbst hat die Kontrolle darüber, wann und wie lange ein Schmerz (z.B. durch angelegte Nippelklemmen) andauern soll und erhöht ihn solange es ihm gefällt. Selbst Körperreaktionen wie Tränen des Subs ignoriert er und führt seine sadistischen Praktiken fort, solange das Stop-Wort nicht verwendet wird. Dem Sadisten geht es vor allem um die Bestrafung des Subs, zu der es keine Gründe geben muss. Die Geilheit und Befriedigung des Subs sind ihm gleichgültig. Die Befriedigung des Sadisten liegt in dem Zufügen von Schmerzen und dem Anblick, wie der Sub darunter leidet.
Voll-Master: Diese Form von Dominanz drückt aus, dass der Master bereits zahlreiche Erfahrungen im Bereich BDSM gesammelt hat. Seine Dominanz hat sich oft erst im Laufe der Zeit entwickelt. Er hat sehr viele sexuelle BDSM-Praktiken selbst erlebt und diese auch an sich selbst ausprobiert. Demnach kann er sehr gut beurteilen, wo schnell Grenzen auftreten können und wann der Punkt zum Überschreiten einer Grenze erreicht ist. Ein Sub kann sich bei einem Voll-Master sehr wohl fühlen und kann sich während einer SM-Session sicher fühlen. Der Master kennt die Ethiken und hält sich strikt an die Tabus des Sklaven. Die Neigungen versucht er, gezielt auszubauen und genießt es, seinen Sub zu trainieren. Das Machtgefüge gilt in der Regel nur während der Session. Außerhalb der Sex-Sessions haben beide einen gewöhnlichen Umgang miteinander.
Erfahrener Sklavenbesitzer: Dieser Master hat sich bereits mehrere Jahre mit dem Thema BDSM auseinander gesetzt und ist mit allerlei BDSM-Praktiken vertraut. Er kennt die Community und Szene meist, muss aber nicht zwingend dort ständig vertreten sein. Sein Wissen entstammt nicht nur vom Lesen von BDSM Blogs, er hat den Großteil bereits in die Tat umgesetzt und weiß, wie man SM-Spielzeug richtig einsetzt, um seinen Unterwürfigen zu züchtigen. Er nennt seinen Sub bewusst Sklave und strebt an, dass der Sklave ihm in einer 24/7-Beziehung rund um die Uhr zur Verfügung steht. Der Sklave selbst hat sich der Dominanz zu unterwerfen. Ob der Sklave während des sexuellen Spiels erregt ist, ist dem dominanten Master egal. Er definiert seine Geilheit und Befriedigung weit über die des Sklaven. Somit kommt es auch zu sexuellen Handlungen, bei denen der Sklave nicht zwingend befriedigt wird. Neben den sexuellen Handlungen ist das reale Leben des Sklaven unmittelbar von dem Machtgefüge betroffen. Das vollständige Leben wird durch seinen Sklavenbesitzer bestimmt. Auch durch die Vermietung des Sklaven an andere "Herren" definiert der Master seine Dominanz.
Wie kompatibel bin ich?
Die Arten der Dominanz sind nicht ausschließlich und können ineinander über gehen oder sich auch vermischen. So vielfältig wie Fetische sind, so variantenreich sind auch die Wünsche des Masters. Bist du selbst dominant und definierst dich als Master, kannst du dich sicherlich gut mindestens einer Rolle zuordnen. Als Sub hast du mit dieser Dominanz-Übersicht eine Orientierung, um deine Wünsche beim BDSM konkreter zu äußern. Denn: Selbst wenn beide Spielpartner auf BDSM stehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch innerhalb der Session kompatibel sind. Daher solltest du wissen, welche Art von Master du konkret bevorzugst, um das auch so formulieren zu können. Als Sub hast du auch deine Vorstellungen und Wünsche, die du mit einem kompatiblen Master ergiebig ausleben solltest.